Artikel Produktion & Technologie, erschienen in Heft 2/99!

Headline Titelseite: Special Effects für den TV Weltmarkt
Headline Artikel: LOST SHIPS - Digitale Archäologie von bibo tv

Ralph Bibo

Ralph Bibo: " bibo tv war und ist seit Jahrzehnten ein Pionier in der Branche. State of the Art Technologie war und ist eine Selbstverständlichkeit für Kunden und Mitarbeiter. bibo tv eröffnete in Deutschland in den 70igern den Markt für Special Effects und ist bis heute das einzige Unternehmen im Lande, das Visual Effects für Spiel- und TV Filme der US - Filmindustrie erstellt.

bibo tv bietet heute das gesamte Medienspektrum in der Film- und Fernsehproduktion für Spielfilm, TV Serien und Werbung als Full Service. 30 hochqualifizierte Mitarbeiter kümmern sich um kundengerechte Realisierungen für Werbe- und Industriefilm, Kreation aufwendiger Special Effects für Spielfilme bis hin zu Design und Produktion von CD-Roms. An Technik verfügen wir neben den Standardtools Avid, Henry und Flame für das Tagesgeschäft auch das eigenentwickelte TOCCATA-High-Resolution-System, das Scanning, Shooting und hochautomatisierte Compositing Arbeiten von 35mm-Material ermöglicht. Alias, Maya und Softimage als 3D-Pakete, Matador und Illusion als auflösungsunabhängige Paint- und Compositingtools sowie diverse additive Effektprogramme wie Elastic Reality, Eddie, etc. komplettieren das Instrumentarium.

So wurden alle Special Effects für NEVER ENDING STORY III und der grösste Teil der Effects für PINOCCHIO in der Bad Homburger TOCCATA-Abteilung kreiert.

LOST SHIPS ist wieder ein Projekt, wo es Bibo tv gelang, sich gegen die US Konkurrenz in Kalifornien durchzusetzen."

Werner Bibo

Werner Bibo: "Mit der TV Serie LOST SHIPS hat bibo tv bewiesen, daß deutsche Special Effects im US Fernsehen Spitzenratings erzielen können. Die Serie steht und fällt mit den Effekten, denn die Wracks selbst sind nur Bruchstücke auf dem Meeresboden. Erst in der 3D Animation werden sie wieder zum Leben erweckt und der Zuschauer begreift, welche Schicksale sich einst abgespielt haben.

Dies gelang auch, weil es technisch möglich war, unterschiedlichstes Ausgangsmaterial (16mm von den Drehs on Location, DV Tapes der Unterwasserszenen, GPS Positionen zur Standortfixierung, Aufzeichnungen des Sight-Scan-System, historisches Material aus Archiven in aller Welt, Original-Ölgemälde, Blaupausen, Kupferstiche usw.) so zu bearbeiten, daß ein Design homogener, packender Bildsprache entstand. Entscheidend in einer so komplexen Produktion ist das Einfühlungsvermögen der Mitarbeiter in die Aufgabe und die kreative Nutzung aller Möglichkeiten, längst vergangene Geschichte erleben zu lassen."
DAS PROJEKT: Die ersten drei Folgen à 52 Minuten der LOST SHIPS TV Serie wurden von einer amerikanischen Produktion mit bibo tv co-produziert.

Docutainment verlangt die spannende Handlung eines Spielfilmes gepaart mit der Kompetenz einer wissenschaftlichen Dokumentation - ohne den kreativen Einsatz der digitalen Bildbearbeitung heute nicht mehr denkbar.

bibo tv entwickelte und gestaltete alle Special Effects. Außerdem wurde die gesamte Video und Audio Postproduktion von bibo tv durchgeführt.

Dr. Mensun Bound PhD ist Direktor des Departments für Meeresarchäologie (MARE) der Universität Oxford. Er ist einer der führenden Meeresarchäologen der Welt und ein ausserordentlich erfahrener Taucher.

Bound unternahm ab Sommer 1996 drei Unterwasserexpeditionen auf der Suche nach berühmten versunkenen Wracks.

Begleitet wurde er dabei von Regisseur Matthew Wortman und Kamerateam, das Tauchgänge und Bergungen mit Super 16 und Amphi-Cams dokumentierte.

Dr. Mensun Bound PhD

Das Projekt war auch deshalb ein heikles Unterfangen, da im Voraus niemand mit Sicherheit sagen konnte, ob man die Schiffe überhaupt finden würde. Allein die Suche nach dem 2.000 Jahren alten Wrack von MAHDIA nahm fast 6 Wochen in Anspruch. Gedreht wurde vor der Küste Tunesiens und am Rio de la Plata, Südamerika.

DISCOVERY promotete LOST SHIPS als das 'Special' des Jahres, mit Mensun Bound als Host, der Kompetenz der Universität Oxford und den Special Effects von bibo tv. 8 Wochen lang fieberte das interessierte Publikum der Premiere von LOST SHIPS entgegen. Die Folgen 'Galley of the Gods', 'The Ghost of Trafalgar' und 'The Last Broadside' wurden zum ersten Mal am 21. Juni 1998 im Discovery Channel in Nordamerika ausgestrahlt. Die Ratings übertrafen selbst die hohen Erwartungen des Senders.

Die Folge 'Galley of the Gods', ein Drama aus der Antike: ein Römischer Frachter, benannt nach dem Fundort MAHDIA, sinkt 100 vor Christus an der Südostküste des heutigen Tunesiens.

Sullas Plünderung Athens, 100 vor Chr., war eines der grössten Verbrechen am Erbe des Goldenen Zeitalter der Griechen. Die Beute an Bronzen, Büsten, Statuen, Amphoren, Karaffen, Kandelabern beraubte Athen seiner Schätze und seiner Kultur. 400 Tonnen Gesamtgewicht! Aber versunken und vergessen auf dem Grunde des Meeres. Erst 2.000 Jahre später entdeckt von Alfred Merlin, dem grössten Archäologen Frankreichs in unserem Jahrhundert. Mit einer detektivischen Meisterleistung gelingt es Mensun Bound Merlins Spuren und diesen Heiligen Gral der Unterwasser-Archäologie wiederaufzufinden.

Die Folge 'The Last Broadside' ein Kriegsdrama aus dem 2. Weltkrieg; die ADMIRAL GRAF GRAF SPEE, ein Deutscher Panzerkreuzer, wird 1939 im Rio de la Plata versenkt.
In dieser Folge über Deutschlands meistgesuchtes Kriegsschiff zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erleben wir Kapitän Langsdorff vor dem Spiessrutenlauf durch die Britische Flotte. Unterwasseraufnahmen mit High Tech Amphi-Cam Kameras und Sight-Scan-Sonar Aufnahmen haben atemberaubendes Material zu Tage gebracht. Die tragische Geschichte von Ehre und Untergang gipfelt in Kaptän Langsdorffs endgültiger Entscheidung, das Schiff zu verlassen, ungezählte Leben deutscher und englischer Seeleute zu retten und Deutschlands gefährlichteste Waffe zur See zu zerstören. Im Angesicht der Schande von Degradierung und Kriegsgericht in Nazi-Deutschland rettet er der gesamten Mannschaft des Leben und geht selbst in den ehrenhaften Freitod. Diese Szene des Filmes wurde in einer dramatischen Rekonstruktion mit Schauspielern nachgestellt.
Die Folge 'The Ghost of Trafalgar' dramatisiert Nelsons Leben und Tod, untrennbar von der AGAMEMNON, seines Flaggschiffs, gesunken 1815.

Viscount Horatio Nelson, Kommandeur der Britischen Marine in den Napoleonischen Kriegen, Inbegriff des Seehelden, hält unstreitig einen der ersten Plätze unter den großen Marine Befehlshabern der Geschichte. Auch im Privatleben wurde er dank seiner Liebesaffaire mit Emma, Lady Hamilton, beide waren verheiratet, unsterblich. Diese Romanze blühte übrigens an Bord der AGAMEMNON während Nelsons Kommando im Mittelmeer. Ebenfalls mit der AGAMEMNON entschied Nelson die Siege der Seeschlachten von Kap St. Vinzent, vor Kopenhagen und vor allem in jenem welthistorischen Ereignis der Seeschlacht bei Trafalgar.

DIE AUFGABE bestand darin, aus dem Material drei Dokufolgen à 52 Minuten für den internationalen Markt zu produzieren. bibo tv übernahm dabei Schnitt, Special Effects und Vertonung. Die Ausstrahlung in Amerika war für die beste Sendezeit vorgesehen und wurden von DISCOVERY auch entsprechend promoted. Deshalb durften die Folgen auf keinen Fall einen trockenen belehrenden Charakter haben, sondern mussten eine Mischung aus Dokumentation und Entertainment bilden, um ein breites Publikum anzuspechen. Darüberhinaus waren von den Wracks teilweise nur noch Bruchstücke zu bergen, das Wasser zum Drehen zu trübe oder die erhaltenen Reste visuell zu unspektakulär. Beim Wrack von MAHDIA gab es nur dürftiges Archivmaterial. Die AGAMEMNON, Nelsons Flaggschiff, war grösstenteils verrottet. Neues Bildmaterial musste durch aufwendige 3D Computeranimationen und digitale Composits geschaffen werden.

VORBEREITUNGEN: Das 16 mm Material wurde bei bibo tv abgetastet, farbkorrigiert und auf D1 überspielt. Der Ton wurde auf DAT mitgeliefert und konnte im hauseigenen Tonstudio auf das Bild angelegt werden. Zu jeder Folge mussten graphische Vorlagen gefunden werden: Bildmaterial in Form von Gemälden, Stichen, Fotos, historischen Darstellungen, Filmen, ausserdem Baupläne der Schiffe, Lagepläne der Wracks mit Verteilung der Fundstücke auf dem Meeresgrund sowie Rekonstruktionen aus wissenschaftlicher Literatur.

UMSETZUNG: Vorgeschnitten wurde am Avid Media Composer 8000 mit 126 Gigabyte Speicher; endgültig fertiggestellt wurden die Folgen am Henry. Um Stills (Gemälde, Fotos, Stiche) visuell aufzuwerten, wurden ihnen mit Flame und Henry zusätzlich Effekte, Lichtabstimmungen und Animationen hinzugefügt. Historische Darstellungen wurden mit Live Elementen und Kamerafahrten versehen. Der Realteil wurde mit nachgestellten Spielszenen angereichert. Da sich bestimmte Details (Bauweise der Schiffe, Lage der Fundstücke auf dem Meeresgrund, nautische Besonderheiten) mit dem real gedrehten Material nur unzureichend erklären liessen, entschloss man sich, jedes der drei Schiffe im Rechner zu rekonstruieren. Der Einsatz der 3D-Schiffe reichte dabei von der Darstellung spezifischer Details bis hin zum Aufbau eines gesamten Dreimasters mit Takelage und voller Bewaffnung.

GESTALTUNG: Das Design der Folgen orientierte sich an der jeweiligen Epoche, in der die Schiffe gebaut worden waren. In der Folge GRAF SPEE, einem deutschen Panzerkreuzer aus dem 2.Weltkrieg, sind alle Karten in einem Wochenschaulook gehalten, schwarz/weiß, mit harten Kontrasten, während die Karten bei der Folge AGAMEMNON auf Pergamentpapier und mit Tusche umgesetzt wurden. Ging es um die Vermittlung purer Sachinformationen wie Schiffsbauweise, Ballistik oder Lageplänen, wurde die technische Anmutung von Wireframes gewünscht. Andere Szenen wie die letzten Minuten des Wracks von MAHDIA im Sturm, der Schlacht von Trafalgar oder Unterwasseraufnahmen der zerborstenen GRAF SPEE auf dem Meeresgrund wurden entsprechend ihres dramatischen Inhalts photorealistisch und realitätsnah umgesetzt.

PROBLEMATIKEN: In einigen Szenen war ein Übergang von Wireframe zu texturiertem Aussehen gewünscht. Da die normalen Modelle zu viele Details aufwiesen, wurde für die Wireframedarstellung mit einem speziell angefertigtem und reduziertem Schiff gearbeitet. So wurde verhindet, dass überflüssige Linien die Deutlichkeit der Darstellung beeinträchtigten. In einer anderen Sequenz wurde das Schiff von MAHDIA in stürmischer See gezeigt, während Dr. Mensun Bound an Bord des virtuellen Schiffes die Umstände des Unterganges erläutert. Der Archäologe wurde im Studio der biobo tv vor Blau gedreht und konnte so direkt in die Animation eingefügt werden. Um das aufgewühlte Meer in 3D umzusetzen, wurde mit aufwendiger Texturierung gearbeitet. Die Wellenberge und -täler wurden über Displacementmapping realisiert, die kleineren Wellen auf der Oberfläche durch animierte Bumpmaps. Um Bewegung von Schiff und den durch das Displacement erzeugten Wellengang exakt aufeinander abzustimmen, wurden immer wieder geometrische "Polygonschnappschüsse" des Wassers angefertigt.

Die zuerst nach Originalmodellen gebaute GRAF SPEE wurde aufgrund von Sonardaten der Fundstelle erneut zerbrochen und auf dem Meeresboden arrangiert. Besonderes Augenmerk wurde auf fotorealistische Texturierung und Lichtstimmung gelegt sowie einen nahtlosen Übergang von eingesunkenem Schiffsrumpf in den Untergrund. Die AGAMEMNON erwies sich als das komplexeste der Modelle. Angefangen von Besonderheiten am Schiffsrumpf über vollständige Takelage bis hin zu den 64 Kanonen wurde alles ausmodelliert. Um trotzdem noch ein komfortables Handling der riesigen Datenmengen zu ermöglichen, wurden verschiedene Objektlayer verwendet, die je nach Bedarf ein- und ausgeblendet wurden. Höhepunkt der AGAMEMNON Folge ist die Schlacht von Trafalgar, die von Mensun Bound direkt vom Deck der AGAMEMNON live moderiert wird.

Konsequenterweise wurde von bibo tv auch das Logo LOST SHIPS geschaffen. Die Trailer, die Folgen, die Home Video Kassetten, das Promomaterial und natürlich das Buch zur TV Serie tragen die Marke LOST SHIPS.
 

TV Spots von bibo tv

Die Erfahrungen aus Spielfilmen und TV Serien fließen ein in die tägliche Arbeit für die werbungtreibende Industrie. Ein maßgeblicher Teil der TV Spots, on air auf deutschen Sendern, werden bei Bibo tv in der einen oder anderen Form bearbeitet. Einige der jüngsten Arbeiten aus Bad Homburg:

Kunde: MOET HENNESSY DEUTSCHLAND
Produkt: CAVA CHANDON
Agentur: DMB&B Frankfurt
CD: Debbie Kurbel
Producer: Richard Forbes-Robertson
Postproduktion/3D Animation: bibo tv

Kunde: ZDF
Produkt: Freitagsmovie Vorspann
CD: ZDF
Producer: ZDF
Postproduktion/Flame Animation: bibo tv

Kunde: Wolf Bergstraße
Produkt: Pom-Bär
Agentur: Wolf Bergstraße
CD: Frank Windau
Producer: Jörg Plechinger; Frontal GmbH, Frankfurt
3D Animation: bibo tv

Kunde: Procter & Gamble
Produkt: Ariel Hydractiv
Agentur: Saatchi&Saatchi, Frankfurt
CD: Eberhard Kirchhoff
Producer: Michael von Schmidt-Pauli
Postproduktion: bibo tv

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